Unser neues altes Pfarrhaus

Pfarrhaussanierung Stand 04/2016

Der lange Weg der Pfarrhaussanierung begann 2013 mit dem Auszug der Familie Kaschler. Doch erst 2023, nach einem gelungenen Tag der offenen Tür am 24. Juni, konnte das Pfarrhaus endlich wieder durch die Familie Englert bezogen werden.
Dabei begann zunächst alles ganz normal. Das Amt für Vermögen und Bau (Eigen- tümer des Pfarrhauses ist das Land Baden- Württemberg) und der Oberkirchenrat bereiteten die Sanierung durch Besichtigungen, Untersuchungen und Besprechungen vor. Örtliche Vertreter waren dabei nur sparsam beteiligt oder fühlten sich oft nicht ausreichend informiert.
Anfang 2016 wurden wir dann vom Amt für Vermögen und Bau aufgefordert, das Haus zu räumen. Es sollte mit den Bauarbeiten begonnen werden.
In einem schnellen Akt wurde daraufhin die gesamte Heizungsanlage demontiert. Dies machte das Haus unbewohnbar. Eine kreative Nutzung war aber doch noch möglich: Sämtliche Pfarrhaus-Szenen der Fernsehserie
„Die Kirche bleibt im Dorf“ konnten hier gedreht werden.
Dass noch gar kein verbindlicher Bauzeitenplan vorlag, zeigte sich dann später. Erst Ende 2016 gab es eine Besprechung zwischen Oberkirchenrat und dem Amt für Vermögen und Bau um zu klären, ob das Pfarrhaus in das Jahresbauprogramm 2017 aufgenommen werden könnte. Differenzen zwischen dem Amt für Vermögen und Bau und seiner übergeordneten Dienststelle über die Sanierung des Pfarrhauses führten jedoch zu weiteren Verzögerungen.
Im Frühjahr 2018 wurden endlich die ersten Planunterlagen vorgelegt. Die Baukosten wurden auf 856 000 € geschätzt, der Bauzeitenplan sah eine Fertigstellung bis März 2020 vor. Für Detailplanungen erfolgten weitere Untersuchungen des Gebäudes, der Termin zur Fertigstellung musste erneut verschoben werden.
Endlich konnte im Juni 2020 mit den Arbeiten begonnen werden: Das Gerüst für die Sanierung des Daches und der Fassade wurde aufgestellt. Leider zeigten sich dann bei jedem neuen Arbeitsschritt weitere Schäden an der Holzkonstruktion, so dass die denkmalschutzrechtliche Genehmigung erst im November 2020 erteilt werden konnte. Unangenehme Überraschungen begleiteten aber auch die weiteren Sanierungsarbeiten. Wegen der erst nachträglich erkannten Schäden musste der Fertigstellungstermin zunächst auf Dezember 2021 und später bis Juni 2023 verschoben werden und auch die Baukosten für die Sanierung des Pfarrhauses haben sich in den Millionenbereich erhöht. Als Kirchengemeinde können wir daher nur froh sein, dass sich das Pfarrhaus im Eigentum des Landes Baden- Württemberg befindet, obwohl selbstverständlich auch die Landeskirche und die Kirchengemeinde an der Finanzierung beteiligt sind.
Zu der langen Dauer der Sanierung haben sicher die verschiedensten Ursachen beigetragen. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei schon das Alter und die Geschichte des Hauses.
Unser Pfarrhaus wurde 1612 erbaut und gehört damit zu den ältesten Gebäuden in Benningen. Architekt war Heinrich Schickhardt, Hofbaumeister des Herzogtums Württemberg und bedeutender Vertreter der Hochrenaissance in Deutschland. Das Gebäude steht daher unter Denkmalschutz und denkmalpflegerische Gesichtspunkte spielten bei allen Planungen eine gewichtige Rolle. Zur Beschleunigung der Planung und Kostensenkung hat dies sicher nicht beigetragen.
Gefälle bei Fußböden wiesen schon bei der Planung darauf hin, dass Gebäudeveränderungen vorlagen. Doch erst in der Bauphase wurde klar, in welchem Maße bei den vielen früheren Umbauten statische Belange sträflich vernachlässigt wurden. Zeitraubende Umplanungen und Kostenerhöhungen waren die Folge.
Wohl noch stärker haben sich die Beteiligung der vielen schon oben erwähnten Behörden und Organisationen ausgewirkt. Dies gilt weniger für die Abstimmungen in Sachfragen. Fehlende Haushaltsmittel bei einem immer teureren Vorhaben entfalten jedoch eine erhebliche Bremswirkung.
Am Ende eines langen und für alle Beteiligten nicht einfachen Prozesses soll auch ein Dankeschön stehen für alle Pfarrer und Kirchengemeinderäte die sich intensiv für die örtlichen Belange eingesetzt haben. Dazu gehören auch Architekt Hermle und Martin Böhler, die das Bauvorhaben von Anfang an betreut haben. Für uns alle aber bleibt der Trost: Ende gut alles gut. Das ortsbildprägende Gebäude hat nun nahezu wieder den Status eines Neubaus und wird hoffentlich für lange Zeit die vielfältigen Aufgaben eines Pfarrhauses wieder gut erfüllen können.
Martin Böhler und Hans Dieter Taxis

 

WISSENSWERTES: Das Pfarrhaus – "400 Jahre alt"

Das Benninger Pfarrhaus ist im Besitz des Landes Baden-Württemberg und wurde 1612 nach Plänen des herzoglichen Baumeisters Heinrich Schickardt erbaut. Ausgust von Pauly (1796-1845), berühmter Archäologe und Theologe, und Clara Neuffler (1804-1837), Cousine und Jugendliebe Eduard Mörikes, wurden in diesem Haus geboren. Das Pfarrhaus ist 1919 und 2023 grundlegend saniert worden.

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